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Professor der Atatürk-Universität im Interview mit IQNA

Bedeutender Beitrag iranischer Denker und Literatur zur Bildung der islamischen Mystik und Zivilisation + Video

13:49 - May 25, 2022
Nachrichten-ID: 3006185
Teheran (IQNA)- Professor für persische Literatur der Atatürk-Universität in Erzurum, Türkei betrachtete Persisch als beste Sprache der Poesie und Literatur der Welt und betonte die Rolle der iranischen Denker und Literatur bei der Entwicklung der mystischen Literatur und der Bildung der islamischen Zivilisation.

In einem Interview mit IQNA sagte Professor Nemat Yildirim, Professor an der Universität Erzurum in der Türkei zu Beginn seiner Einführung in seinen akademischen und beruflichen Hintergrund: „Ich bin sehr glücklich und dankbar für Ihre Einladung und Bekanntschaft mit der Quranischen Organisation der Akademiker. Ich komme aus der Stadt Erzurum in Ostanatolien. Die Atatürk-Universität in dieser Stadt ist eine der größten Universitäten der Türkei die in Bezug auf Größe, Anzahl der Studenten sowie akademische Identität die fünftgrößte Universität ist. Wir haben 85.000 Vollzeitstudenten und 250.000 Online-Studenten an dieser Universität.

Sehen Sie sich den Videobericht zum Besuch von Professor Nemat Yildirim auf der IQNA-Fotoseite an.

 

Yildirim sagte: „Ich habe meinen Abschluss an der Literaturfakultät dieser Universität gemacht. Ich habe meinen Master-Abschluss an der persischen Abteilung der Universität Istanbul erhalten und wurde dann Assistenzprofessor an der Atatürk-Universität. Im selben Jahr wurde ich Leiter der Gruppe für persische Sprache und Literatur. Nach 17 Jahren wurde ich Professor und bin jetzt Mitglied der Fakultät dieser Universität und Leiter der Abteilung für persische Sprache und Literatur.

Zu seinem Interesse an der persischen Sprache und Literatur sagte er: "Ich bin Absolvent einer gewöhnlichen türkischen Oberschule, wo es weder Arabisch noch Persisch gelehrt wurde." Als Fremdsprachen wurden an unserer Schule nur Englisch, Französisch und Deutsch unterrichtet wobei ich mich sehr für Französisch interessierte.

Yildirim weiter: „Nach meinem Abitur lernte ich zwei Jahre lang bei Privatlehrern Arabisch. Ich meldete mich zur Aufnahmeprüfung an und den Arabischkurs vor Persisch gewählt, aber ich wurde zum Persischkurs zugelassen. Zuerst war ich unglücklich darüber, weil ich kein Persisch wusste. In jenen Jahren transportierte mein Vater Flugzeugbenzin von Tabriz nach Trabzon. Er ging zu einem Buchladen in Tabriz und brachte mir zwei Bücher. Das eine waren „Kulliyat-i Sa'di“ und das andere das zweibändige Wörterbuch von Amid und das war eine gute Sache für meine Zukunft. Das war vor etwa 35 Jahren und so verlagerte sich meine Liebe vom Französischen und Arabischen zum Persischen.

 

Veröffentlichung von einundvierzig Werken sowie Übersetzungen

Yildirim sagte über seine Werke: Das erste Buch, das ich schrieb, war eine persisch-türkische Grammatik. Das Buch wurde so gut aufgenommen, dass es seine elfte Auflage erreichte und jede Auflage hatte einen Umfang von etwa zweitausend Exemplaren. Dieses Buch wird an allen türkischen Universitäten gelehrt und nicht nur an persischsprachigen Fakultäten, sondern auch in den Fächern Theologie, Geschichte, Philosophie und Turkologie, wo Persisch als Wahlfach angeboten wird. Ich freue mich sehr, dass ich viele Schüler dazu brachte, die süße persische Sprache zu lernen und sich mit der großartigen Literatur des Iran vertraut zu machen: von Roudaki bis Shahriyar und Parvin Etesami und so weiter.

Der türkische Professor fuhr fort: „Gott sei Dank erreichte dieser Weg einen Punkt, an dem die Programme, Treffen und Sitzungen während meiner wenigen Tage im Iran sehr intensiv sind und ich sehe wenn man einen Schritt mit Liebe zu Gott schreitet er hundert oder tausend Schritte entgegenkommt und ihn erfolgreich macht. Der Heilige Koran sagt in Vers 39 der Sure An-Najm: «Und für den Menschen ist nichts als Anstrengung!» Somit hängt der Erfolg von der Liebe und Ernsthaftigkeit ab!“

Der türkische Autor fügte hinzu: "Glücklicherweise wurde mein einundvierzigstes Buch vor zwei Wochen veröffentlicht, das eine vollständige Übersetzung von „Kulliyat-i Sa'di“ ist. Das erste Buch das mir mein Vater aus Täbris mitbrachte war eben Saadis Buch und ich übersetzte dieses Buch kürzlich ins Türkische und wurde in einer der größten Verlage unseres Landes veröffentlicht.“ Er nannte seine Werke «Sammlung aus Büchern und Übersetzungen» und sagte: "Nach dem persischen Grammatikbuch arbeitete ich auf dem Gebiet der iranischen Mythologie und Geschichte. Ich empfinde es auch als Freude, dass jedes von mir übersetzte Buch zum ersten Mal übersetzt wurde. Bevor ich Shahnameh übersetzte schrieb ich «The Culture of Iranian Mythology» in vier Bänden und tausend Seiten in alphabetischer Ordnung.“

Yildirim sagte: Ich schrieb auch ein Buch über die Quellen, Geschichte und die mythologischen Themen des Irans von Kiomars bis Yazdgerd, von Rostam bis Rakhsh, von Fereydoun bis Tour ... Über die iranische Mythologie war in der Türkei zuvor noch nichts geschrieben worden. Ich sah, dass die Hauptquelle dieser Mythen, Geschichte, Könige, Bräuche und Kriege des Iran Shahnameh ist. Ich habe Shahnameh zum ersten Mal übersetzt [es dauerte 8 Jahre], und es wurde in einer der berühmten türkischen Verlage veröffentlicht. In diesem Jahr gewann es den zweiten Preis des «Buches des Jahres». Im selben Jahr erhielt ich in Mashhad die Ferdowsi-Medaille für dieses Buch. Dann übersetzte ich Roudakis Divan, Parvin Etesamis Divan und Saadi Shirazi Divan.

Er fuhr fort: „Ich übersetzte ebenfalls ein Buch, das für Zoroastrier sehr wichtig ist und für das Studium des Pahlavi und des vorislamischen Persisch wichtig ist nämlich das Buch „Ardavirafnameh“ ins Türkische. Außerdem schrieb ich ein sechsbändiges Buch über die Geschichte der iranischen Literatur, das das erste Buch auf diesem Gebiet in der Türkei ist. Der erste Band wurde 4 Mal veröffentlicht und der zweite Band wurde vor einigen Monaten veröffentlicht und jetzt begann ich mit dem dritten Band der Ghaznavids und weiteres enthält. Ich schrieb auch persische Lehrbücher darunter Auszüge aus klassischen persischen Texten, persische Poesie und einer Ontologie der persischen Poesie die an Universitäten gelehrt werden.

Yildirim sagte über die Stellung der persischen Literatur in der Welt: Die persische Literatur hat drei starke Aspekte, darunter Religion, Mythologie, Geschichte und Literatur. Die persische Sprache und Literatur basiert auf dieser Basis.

 

Bedeutender Beitrag iranischer Denker und Literatur zur Bildung der islamischen Mystik und Zivilisation + Video

 

Persische Literatur ist Weltkulturerbe

Er fuhr fort: Die persische Literatur gehört nicht nur den Iranern sondern auch Türken, Inder sowie andere Nationen haben Anteil am Aufbau dieser Sprache und Literatur. Gelehrte wie Jalal Matini und Professor Iraj Afshar sprachen über die tausend Jahre türkischen Dienstes in der persischen Sprache und Literatur. Die Seldschuken und Osmanen erwiesen dem Persischen der weltweit besten Sprache der Poesie und Literatur einen großen Dienst. Im Palast von Sultan Mahmud rezitierten Dichter Gedichte auf Persisch.

Ihm zufolge wurden damals Geisteswissenschaften auf Persisch und religiöse Werke auf Arabisch geschrieben. Unter muslimischen Nationen gab es eine gemeinsame Kultur, die sich ursprünglich auf das Arabische stützte. Dann wurde die persische Sprache eingeführt und diese Sprache erreichte ihren Höhepunkt von der Zeit der Samaniden bis zu den Ghaznaviden und ihren Gipfel mit Shahnameh. Die muslimischen Nationen machten eine Kombination aus der Kultur des alten und neuen Iran und der Kultur des Islam und ihrer eigenen Kultur deren Zentrum die Religion des Islam war und aus deren Kern die Literatur kam die wir islamische Literatur nennen. Diese Literatur fand in jedem Land ihre eigene Färbung. Die Iraner fanden ebenfalls wie die Türken jeweils ihre eigene Kultur. Daraus entstand die Mystik oder der Sufismus die allesamt ihren Ursprung im Islam von Zentralasien bis Indien haben.

Yildirim fügte hinzu: „Alle versuchten diese neue Religion an die sie glaubten auf die höchste Ebene zu heben und in alle Teile der Welt zu tragen. Aus diesen Bemühungen entstand ein neuer Glaube der die Natur der Nationen beeinflusste. In Anatolien zum Beispiel können wir sagen dass der Iran und Zentralasien die Quelle des Sufismus in dieser Region waren. Abdul Qadir Gilani und Safi-ud-Din Ardabili und Bayazid Bastami führten die Menschen auf einen Weg, der wenn er andere Färbungen hatte wie kleine Bäche war die in ein großes Meer mündeten und es entstand eine große religiöse und mystische Literatur.

Er fuhr fort: „Mythologie gibt es im Iran seit der vorislamischen Zeit und Überzeugungen aus dieser Zeit wurden in die nachislamische Zeit übertragen die auch in den islamischen mystischen Überzeugungen enthalten waren. In Anatolien war Persisch so einflussreich in unserer Sufi-Literatur dass beispielsweise Rumi in Konya das spirituelle Masnavi auf Persisch schrieb und obwohl die Menschen türkischsprachig waren wurde in literarischen Versammlungen Persisch gesprochen. Masnavi wurde damals für die einfachen Leute übersetzt und so verbreitete sich die aus dem Islam stammende Mystik unter den Menschen. Meiner Meinung nach und wie Abdul Qadir Golpinarli (berühmter türkischer Gelehrter) sagte war Persisch während der Seldschukenzeit die erste Sprache in Anatolien was bedeutet dass es sowohl eine Literatur- als auch Amtssprache war. Bis zur Zeit der Osmanen gab e keine offizielle türkische Sprache.

Der persische Sprachlehrer fügte hinzu: Die osmanische Sprache oder osmanisch-türkischeSprache war Türkisch dessen Alphabet persisch war. Seitdem werden persische Wörter mit Türkisch vermischt. Besonders in unserer Poesie und unserer Divan-Poesie gibt es so viele persische Wörter dass die Menschen nicht unterscheiden können welches Wort persisch und welches türkisch ist. Rumi schrieb auf in Konya, einer Stadt mit einer ausschließlich türrkischen Bevölkerung auf persisch zur gleichen Zeit in Shiraz, Sheikh Ajal, Bustan, Golestan und Ghazals schrieb er auf Persisch und Saif Ferghani in Aqsarai (einer Stadt in der Türkei) schrieb er seinen Divan ebenfalls in persisch. Allgemein lässt sich sagen dass die Schriftsprache des Islams Persisch und seine Religionssprache Arabisch war und in Anatolien auch Türkisch gesprochen wurde.

 

Interessante Geschichte der Bekanntschaft mit dem Koran

Am Ende der Geschichte erwähnte Yildirim seine Bekanntschaft mit dem Heiligen Koran und sagte: „Ich war in der High School und wir näherten uns den Sommerferien. Mein Vater war damals Arbeiter in Deutschland. Als mein Vater aufs Land zurückkehrte gingen wir jeden Morgen zum Gebet in die Moschee. Eines Tages sagte der Imam der Moschee zu mir: «Mein Sohn! Kannst du den Koran rezitieren?“ Ich sagte: «Leider nein.» Er aantwortete:: «Du kommst jeden Tag zum Gebet kannst aber den Koran nicht rezitieren?“» So schlug er vor: «Komm im Sommer damit ich dir beibringe den Koran zu rezitieren!» Im Sommer erlernte ich das arabische Alphabet und rezitierte den Koran und in drei Monaten rezitierte ich den kompletten Koran.“

Er erklärte: „Der Imam Jamiat schlug dann vor dass ich auch Arabisch lerne. Er hatte viele Schüler  denen er Arabisch lehrte. Vier Jahre lang studierte ich arabische Grammatik, Interpretation, Jurisprudenz sowie Hadith. Arabisch zu lernen machte das Persischlernen für mich viel einfacher. Wenn ich an diesem Tag nicht zum Morgengebet in der Moschee gegangen wäre und der Imam der Gemeinde nicht mit mir gesprochen hätte wäre mein Leben nicht so wertvoll wie jetzt.

 

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